Ostern in Ligurien – Zwischen Tradition, Genuss und gelebter Gemeinschaft
Wenn Sie rund um die Osterzeit nach Ligurien reisen, erwartet Sie nicht nur die erste warme Frühlingssonne, sondern auch eine Region voller lebendiger Traditionen. Ostern ist in Italien ein echtes Herzensfest – und Ligurien feiert es auf seine ganz eigene, charmante Art. Abseits von Massentourismus und Großstadttrubel erleben Sie hier ursprüngliche Rituale, festliche Köstlichkeiten und eine Atmosphäre, in der man sich schnell als Teil der Gemeinschaft fühlt.
Karfreitag – Prozessionen mit Gänsehautmomenten
Karfreitagsprozession in Savona – alle zwei Jahre in den geraden Jahren, ganz großes Kino
Wenn Sie zufällig in einem geraden Jahr rund um Ostern in Ligurien unterwegs sind – dann nicht an Savona vorbeifahren! Hier zieht am Karfreitag eine der ältesten und eindrucksvollsten Prozessionen Italiens durch die Stadt. 15 riesige, kunstvoll geschnitzte Holzskulpturen (man nennt sie „Macchine“) zeigen Szenen aus der Passionsgeschichte. Getragen werden sie von den traditionsreichen Bruderschaften – und das ist nicht nur fromm, sondern auch ziemlich ergreifend. Höhepunkt der Prozession ist die ehrwürdige „Arca della Santa Croce“, eine echte Reliquie vom Heiligen Kreuz. Diese Prozession ist bewegende Kunst im öffentlichen Raum – und das seit dem 13. Jahrhundert.
Karwoche in Ceriana – Glaube mit Gänsehaut
In Ceriana, einem kleinen, mittelalterlichen Bergdorf nicht weit von Sanremo, wird die Karwoche mit einer Intensität gefeiert, die man sonst nur selten findet. Die engen Gassen füllen sich mit Klagegesängen, getragen von den Stimmen der vier historischen Bruderschaften. Dazu barocke Figuren, dunkle Gewänder und eine fast mystische Atmosphäre. Musik, Glaube und Gemeinschaft greifen hier ineinander wie ein altes, wohlgestimmtes Getriebe. Wer einmal dabei war, vergisst das nicht.
Zuccarello – klein, aber oho
Auch das romantische Zuccarello, im ligurischen Hinterland versteckt, zeigt am Karfreitag große Gefühle. Hier wird mit besonderer Hingabe die Szene am Ölberg dargestellt – die Anbetung Christi in der Nacht vor seiner Kreuzigung. Die Stimmung? Still, ehrfürchtig, dicht. Die enge Gasse scheint wie gemacht für so ein inniges Ritual. Wer eher auf authentisch als auf bombastisch steht, ist hier goldrichtig.
Karfreitag in Ligurien – auch ohne großes Spektakel sehr besonders
Auch wenn der Karfreitag in Italien kein offizieller Feiertag ist – in Ligurien ist das anders fühlbar. In vielen Orten gibt es am Abend kleine bis große Prozessionen, meist organisiert von Bruderschaften. Kein Trubel, keine Musik – nur Stille, Kerzenschein und eine Atmosphäre, die unter die Haut geht. Wer mit offenen Augen und einem offenen Herzen unterwegs ist, wird solche Momente finden – manchmal ganz zufällig.
Tipp für Urlauber: Achten Sie auf lokale Aushänge oder fragen Sie im nächsten Café – die kleinen, oft spontanen Prozessionen in den Dörfern haben ganz besonderen Charme.
Osterfeuer in Ligurien
Im Gegensatz zu anderen Regionen Italiens sind Osterfeuer in Ligurien weniger verbreitet. Stattdessen stehen Prozessionen und andere religiöse Rituale im Vordergrund der Osterfeierlichkeiten.
Ostersonntag – Frühmesse, Glockengeläut und große Tafeln
Am Ostersonntag kehren nach der stillen Karwoche Freude und Klang zurück. Die Glocken läuten wieder, Menschen kleiden sich festlich, und viele Familien besuchen gemeinsam die Frühmesse – oft mit anschließendem Spaziergang durch das Dorf oder entlang der Küste.
Danach geht’s an die große Tafel: Mit Freunden und Familie wird ein ausgiebiges Mittagessen gefeiert – gerne mit traditionellen Gerichten wie Lammbraten, gefüllten Artischocken oder der berühmten Torta Pasqualina – einem ligurischen Osterkuchen aus Blätterteig, Mangold, Ei und Ricotta. Dazu ein Glas Pigato oder Vermentino, und das Fest ist perfekt. Reservieren zum Beispiel zum Mittagessen (!) am Ostersonntag in einem Agriturismo ein festes Menü und feiern Ostern mit den Italienern. ( unter Essen und Trinken finden sie verschiedene Empfehlungen zum Essen im Agriturismo)
Lunedì dell’Angelo – Ostermontag wird draußen gefeiert
Der Ostermontag – in Italien „Pasquetta“ genannt – ist dem geselligen Ausflug gewidmet. Familien und Freunde packen Picknickkörbe, fahren ans Meer oder wandern ins ligurische Hinterland. Gegrillt wird fast überall, gerne auch spontan am Flussufer oder auf einer der vielen Aussichtsterrassen. Ein bisschen wie Pfingsten in Deutschland – nur mit Meerblick, Olivenhain und ligurischer Leichtigkeit.
Wenn Sie über Ostern in Ligurien sind: Nehmen Sie ein bisschen Wurst, Käse, Focaccia und eine Flasche Wein – und schließen Sie sich einfach irgendwo an. Es findet sich immer jemand, der „ein bisschen Platz“ hat.
Kulinarische Ostertraditionen in Ligurien – einfach zum Reinbeißen
Vergessen Sie Osterhasen und bunte Eiersuche im Garten – in Ligurien läuft das zu Ostern etwas anders. Und zwar richtig lecker. Statt sich hinter Büschen auf die Lauer zu legen, freuen sich die Menschen hier auf ganz andere Köstlichkeiten.
Allen voran: das riesige Schokoladenei. Wer in diesen Tagen durch die Pasticcerien oder Supermärkte spaziert, sieht meterhoch gestapelte, bunte Eier – liebevoll verziert, eingepackt in knisterndem Papier, und innen meist mit einer kleinen Überraschung. Mal ein Armband, mal ein Spielzeug, mal einfach nur ein netter Glücksbringer. Diese Uova di Pasqua gibt es in edel, verspielt oder ganz klassisch – und sie gehören einfach dazu.
Und dann natürlich: die Colomba Pasquale, die „Ostertaube“. Keine echte Taube, keine Sorge – sondern ein luftiger Hefekuchen, in der Form eines Vogels gebacken. Außen knusprig mit Hagelzucker und Mandeln bestreut, innen fluffig und aromatisch – oft mit kandierten Früchten oder Zitrusaromen. Die gibt’s entweder selbst gebacken (die Ligurier sind da durchaus ehrgeizig) oder liebevoll verpackt vom Bäcker um die Ecke.
Zum Frühstück, zum Nachmittagskaffee oder einfach zwischendurch – so ein Stück Colomba gehört zu Ostern wie das Meeresrauschen zu Ligurien. Und wer einmal den Duft von frisch gebackener Colomba in einem ligurischen Haushalt erlebt hat, weiß: Das ist mehr als nur ein Kuchen. Das ist ein kleines Fest für sich.
Ein echter Klassiker, den es in Ligurien wirklich nur rund um Ostern gibt, ist die Torta Pasqualina – ein herzhafter Kuchen mit Geschichte und ziemlich viel Finesse. Außen knuspriger Strudelteig (ursprünglich aus bis zu 33 hauchdünnen Lagen – Symbol für die Lebensjahre Jesu), innen ein würzig-grüner Kern aus Mangold oder Spinat, Ricotta, Parmesan und frischen Kräutern. Und jetzt kommt das Beste: ganze Eier, die direkt in die Füllung geschlagen und mitgebacken werden. Beim Aufschneiden leuchten sie wie kleine goldene Ostersonnen zwischen dem Grün.
Ob warm oder kalt, als Vorspeise oder für’s Picknick am Ostermontag – die Torta Pasqualina gehört einfach dazu. Und sie zeigt schön, wie klug, einfach und köstlich die ligurische Küche oft ist.
Fazit: Ostern in Ligurien ist ein Fest für alle Sinne
Wer die Osterzeit in Ligurien verbringt, erlebt das Land ganz ursprünglich. Fernab von überfüllten Sehenswürdigkeiten tauchen Sie ein in jahrhundertealte Bräuche, genießen ehrliches Essen und spüren, was das ligurische Lebensgefühl ausmacht: Gemeinsamkeit, Natur, Geschichte – und eine große Portion Herzlichkeit.
Tipp: Die genauen Daten und Uhrzeiten der Prozessionen und Veranstaltungen ändern sich von Jahr zu Jahr. Informieren Sie sich am besten direkt vor Ort – in der Bar, der Bäckerei oder beim Gastgeber. So werden Sie vielleicht sogar spontan Teil eines Festes, das man nie vergisst.