Winter in Ligurien – Wenn die Olivenhaine lebendig werden
Der Winter in Ligurien hat seine ganz eigene Magie. Wenn die Sommersonne sich zurückzieht und die Küste zur Ruhe kommt, zeigt die Region eine Seite, die viele Besucher nur selten erleben: klar, duftend und unverfälscht. Besonders eindrucksvoll ist diese Jahreszeit rund um die Olivenernte, ein traditionelles Ritual, das die Landschaft zwischen Meer und Bergen prägt und die Riviera dei Fiori in ein intensives Licht taucht.
Die besondere Atmosphäre der ligurischen Olivenhaine im Winter
Zwischen Oktober und Dezember sind die Hänge rund um Imperia, Dolcedo und das Prino-Tal erfüllt von einem ruhigen Rhythmus, der perfekt zum ligurischen Winter passt. Die Taggiasca-Oliven sind reif, die Terrassenfelder, die fasce, erwachen zum Leben. Familien und Freunde breiten bunte Netze unter den Bäumen aus, steigen auf Leitern und arbeiten mit geübten Bewegungen. Da Maschinen hier kaum Platz finden, erleben Reisende eine besonders ursprüngliche Form der Olivenernte.
Wandert man durch die Olivenhaine oder fährt durch die Hügel, liegen überall die farbigen Netze zwischen den silbrig glänzenden Bäumen. Der Duft von Olivenblättern mischt sich mit der klaren Meeresluft. Gespräche über den Jahrgang und das Wetter verleihen dieser Zeit einen unverwechselbaren Charme.
Wie die Handlese funktioniert – ein Blick hinter die Kulissen 
Die traditionellen Terrassen, die fasce, sind schmal und werden von alten Steinmauern gehalten. Maschinen können auf diesen engen Stufen kaum eingesetzt werden und so wird fast überall noch per Hand geerntet. Einzeln werden die Bäume bestimmt, die reif sind für die Ernte. Auf die richtige Mischung kommt es an und es gehört viel Erfahrung dazu, über den Erntezeitpunkt den Geschmack des Öls zu perfektionieren. Die schon schwarzen Früchte liefern mehr Öl und milde Mandelaromen, die noch grünen Früchte enthalten mehr Polyphenole, die eine Reihe gesundheitlicher Vorteile bieten, darunter antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Sie schützen die Fettsäuren des Öls vor Oxidation und wirken sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Und sie bringen die Frische, eine leichte Schärfe und die grünen Aromen ins Olivenöl. 
Mit langen Kastanienholzstangen oder wer es etwas moderner mag, mit elektrischen Rüttelrechen werden die Oliven vorsichtig von den Ästen gestrichen, damit die empfindlichen Taggiasca-Früchte nicht verletzt werden. Viele steigen auf Leitern, stehen sicher auf den Trockenmauern oder balancieren zwischen den Ästen. Es ist eine leise, fast tänzerische Choreografie, die typisch für Ligurien ist und seit Generationen unverändert geblieben ist.
Die Oliven fallen in die Netze, die bereits sorgfältig ausgelegt und festgebunden wurden, damit sie in den steilen Hängen nicht verrutschen. Wer die Arbeiter beobachtet, sieht Momente voller Hingabe und rhythmischer Bewegung. Zwischendurch wird gelacht, diskutiert oder einfach Geschichten ausgetauscht. Oft liegt der Duft von zerdrückten Olivenblättern in der Luft, vermischt mit der frischen Meeresbrise. Es ist ein Geruch, der sofort Ligurien bedeutet.
Wenn die Netze gefüllt sind, werden die Oliven zu kleinen Haufen zusammengeschoben. In perforierten Kisten, damit die Oliven immer belüftet sind und nicht oxidieren, trägt man sie den Hang hinunter, oft mit einer beeindruckenden Trittsicherheit. Denn alle wissen: Je schneller die Früchte im Frantoio sind, desto besser wird das olio nuovo.
Ein Besuch im Frantoio – der Schatz des Winters
Ein Besuch in einer Olivenmühle, dem Frantoio gehört zu den eindrucksvollsten Wintererlebnissen. Bereits beim Betreten empfängt einen ein warmer, frischer Duft. Die Oliven werden entblättert, gewaschen und gemahlen. Viele Gäste staunen, wie aus den dunklen Früchten ein hellgrüner, fast leuchtender Ölstrom entsteht. Das olio nuovo ist der Schatz des Winters und überrascht mit seiner frischen Schärfe und der Tiefe seiner Aromen. Wenn Sie unterwegs sind, klopfen Sie an, wo sie ein Schild Frantoio sehen. In der Regel wird man Ihnen gerne die Produktion zeigen. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die traditionellen Pressmatten durch Edelstahl ersetzt sind. Manchmal muss man die Romantik ganz pragmatisch opfern. Die Qualität des Olivenöls ist in den modernen Presssystemen deutlich besser.
Wintergerichte, die nach Ligurien schmecken
Der Winter in Ligurien ist auch kulinarisch eine besondere Reise. Viele Gerichte entfalten jetzt ihre ganze Tiefe. Focaccia mit frischem olio nuovo, wärmende Minestrone alla genovese, Pasta mit cremiger Walnusssauce oder einfache Bruschette mit Knoblauch und Salz gehören zu den Klassikern der Saison. Das frische Öl verleiht ihnen eine aromatische Wärme, die perfekt zur Winterzeit passt.
Gerade im Winter wird spürbar, warum sich eine Reise nach Ligurien lohnt. Die Region zeigt sich ruhiger und echter. Man kommt den Menschen näher, begleitet Traditionen, die seit Generationen bestehen, und spürt, wie stark Landschaft, Küche und Lebensgefühl miteinander verbunden sind. Die Olivenernte verleiht Ligurien im Winter eine besondere Stimmung, die man nicht nur sieht, sondern wirklich fühlt. Für alle, die im Winter nach Ligurien reisen und nicht nur Urlaub machen, sondern ankommen möchten, ist diese Zeit ideal.
Tipps für Ihren Winterurlaub zur Olivenernte in Ligurien
Zum Abschluss haben wir einige besondere Empfehlungen zusammengestellt. Sie eignen sich ideal für Ausflüge während der Olivenernte und zeigen, wie vielfältig die ligurische Olivenkultur erlebt werden kann.
Frantoio Ghiglione – Verkostung und Direktkauf in Dolcedo
Eine der traditionsreichsten Ölmühlen im Prino-Tal und ein wunderbarer Ort, um frisches Taggiasca-Olivenöl zu probieren und direkt beim Produzenten einzukaufen.
Adresse: Via Ciancergo 25, 18020 Dolcedo (IM)
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 08:00–12:00 und 14:00–18:30 Samstag: 09:00–12:00
Tipp: Ideal nach einer Wanderung durch die Olivenhaine rund um Dolcedo. Hier bekommt man einen tollen Einblick in die Produktion, kann ein bisschen die quirlige Atmosphäre in der Olivenmühle genießen und sich im kleinen Hofladen rund durch die ligurischen Köstlichkeiten probieren.
Olioliva – Das große Olivenöl-Fest in Imperia-Oneglia
Ein Höhepunkt im ligurischen Winter. Drei Tage lang verwandelt sich das Zentrum von Oneglia in ein buntes Fest mit Ständen, Verkostungen, Musik und lokalen Spezialitäten.
Ort: Zentrum von Imperia-Oneglia
Termin: jährlich am ersten oder zweiten Wochenende im November
Tipp: mehr zu diesem Event finden sie hier: https://www.maremonti.de/de/blog/OliOliva.2025.in.Imperia.-.Das.Olivenoelfest.in.Ligurien
Museo dell’Olivo – Das Olivenölmuseum der Fratelli Carli
Ein liebevoll gestaltetes Museum, das die Geschichte und Kultur des Olivenöls erzählt. Perfekt für kühlere oder wechselhafte Wintertage.
Adresse: Via Garessio 13, 18100 Imperia
Telefon: +39 0183 295762
E-Mail: info@museodellolivo.com
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag: 10:00–13:00 und 15:00–18:00
Tipp: Nach dem Besuch unbedingt den eleganten Carli-Shop nebenan erkunden. Es gibt dort von Olivenöl bis Kosmetik viel zu schauen. Das integrierte Lokal mit großer Showküche ist ideal für den schnellen Hunger zwischendurch.
Santuario di Montegrazie – Geschichte, Natur und Olivenhaine mit Weitblick
Einer der ruhigsten und stimmungsvollsten Orte im Winter. Die Wallfahrtskirche aus dem 15. Jahrhundert liegt oberhalb des Dorfes Montegrazie, umgeben von alten Olivenhainen und mit herrlichem Blick auf das Prino-Tal und das Meer.
Adresse: Piazza Santuario, 18100 Montegrazie (IM)
Die Umgebung zählt zu den ältesten Olivenkulturen der Region. Hier spürt man die Verbindung von Natur, Geschichte und ligurischem Alltag besonders intensiv bei Spaziergänge durch jahrhundertealte Olivenhaine mit der weiten Sicht über das Tal
Tipp: Ideal als harmonischer Nachmittagsausflug nach dem Besuch eines Frantoio im Tal. Die Winterstimmung rund um das Santuario ist unvergleichlich.